Kintsugi – das ist eine alte japanische Reparaturkunst für Keramik. Wenn ein Gefäß zerbricht, werden die Scherben sorgsam wieder zusammengelegt. Die Bruchstellen bleiben sichtbar, die Nahtstellen werden mit Gold- oder Silberstaub bestrichen.
Die Scherben zusammenfügen und daraus etwas Neues, Kostbares und Schönes entstehen lassen... Ein interessanter Gedanke für unser Leben.
Das letzte Jahr ging nicht gerade behutsam mit uns um. Corona, das Hochwasser, die Explosion, oder auch die Situation unserer Kirche haben viele Brüche, Wunden und Risse in unserem Leben gerissen. Hinzu kommen auch noch die persönlichen Erfahrungen der letzten Monate: Freundschaften, die kaputtgegangen sind; Menschen, die mich, oder die ich enttäuscht habe. Todesfälle, die ein großes Loch gerissen haben. Manches schmerzt immer noch...
Gott sieht die Scherben in meinem Leben. Und fügt sie wieder behutsam zusammen. Die Nahtstellen bestäubt er mit Goldstaub. Weil es doch gerade die schmerzlichen Erfahrungen sind, die mich besonders prägen. Die mein Leben wertvoll machen.
Zum Jahreswechsel dürfen wir Gott alle unsere Scherben hinhalten und ihn bitten, dass er sie zusammenfügt und zurückgibt als eine neue, kunstvolle, von vergoldeten Brüchen veredelte leere Schale, in die wir mit die Erfahrungen des neuen Jahres aufnehmen dürfen. Für das neue Jahr wünschen wir Ihnen diese Erfahrung, Zuversicht und Hoffnung. Dazu gebe Gott uns allen seinen Segen.